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Die Provinz Como
Die ersten Menschen in dieser Gegend treten
in prähistorischer Zeit auf. Eine
Präsenz, die durch verschiedene Funde in der Gegend bezeugt wird, wie im Fall der
Nekropolis “Cà morta” bei Como oder den
Ausgrabungen in Moltrasio, die auf das
Neolythikum zurückgehen und gallische
Gräber ans Licht gebracht haben: wie fast
in der gesamten nord-westlichen Region Italiens lassen sich hier die Gallier nieder.
Ihnen folgen die Römer, die ab 196 v. Ch.
Como, das alte Siedlungsgebiet der Orober
Gallier, besetzen. Es entsteht daraus eine Kolonie auf deren quadratischer Struktur in
Zukunft die mittelalterliche Stadt mit seinen
Stadtmauern und Türmen entstehen
wird und deren Schönheit wir noch heute
zum Großteil bewundern können. Die
römischen Vorschiffe haben seitdem regelmäßig
die blauen Gewässer des Sees durchquert
und Legionen und Waren nach
Mitteleuropa transportiert. Dem
Untergang des Römischen Reiches folgen
Völkerzüge und Einfälle und schon sehr
bald beginnen die Feindseligkeiten mit der
Stadt Mailand, mit Siegen, Niederlagen
und dazwischen mit von Unabhängigkeit
gezeichneten Tagen, bis Como mit seinem
Gebiet zuerst an die Visconti, dann an die
Sforza übergeht und schlussendlich die spanische Okkupation zu Beginn des 16.
Jhdts. beginnt, welche Mailand und Como
unter der Krone Spaniens und anschließend
unter der Krone der österreichischen
Habsburger in einem einzigen
Schicksal vereint. Die vom Comer See
berührten Landstriche, das darf man nicht
vergessen, sind im Hochmittelalter die
Wiege der so genannten “Meister von
Como”, die ihre romanische Kunst in ganz
Europa verbreiten werden. Bedeutende
Beispiele ihrer Blütezeit können wir noch
heute in der Basilika San Pietro in Civitate
und in der Kirche von San Giacomo in
Spurano bewundern.
Was aber die Ufer charakterisiert, die sich
im Wasser des Sees widerspiegeln sind die
prächtigen Villen, die wie Perlen eingesetzt
sind und somit den Liebreiz der Landschaft
noch mehr auszeichnen. Die Schönheit der
Villen und Gärten ist derartig, dass sie im “Gran Tour” an erster Stelle genannt wird.
Für viele Europäer zwischen dem 18. und
dem 19. Jhdt. ist dies die einführende Reise
in die Ästhetik und Kultur der Halbinsel,
der Quelle der „Schönheit“.
Bereits im 16. Jhdt. tauchen an den
Berghängen Ebenen und Terrassen für Park
und Gartenanlagen auf, Rahmen für die
ersten Villen. In der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts entsteht auf Wunsch des
Kardinals Gallio unter anderem jener
Palast, der heute die Villa d’Este ist, und
anschließend die Villa Balbiano bei Lanno.
Das Goldene Zeitalter stellt jedoch das 18.
Jhdt. dar, so entstehen als zusätzliches
Geschenk an die Schönheit des Ortes Villa
Clerici (später Villa Carlotta) in Tremezzo,
die heutige Villa Sola Cabiati bei Bolvedro
und die Villa Balbianello.
Die Zeit siegt über den Geschmack, der
Klassizismus drängt somit dem italienischen
und barocken Garten am Ende des 18. Jhdts.
den englischen Garten auf, auch wenn dieser
am Comer See unecht ist, denn die sehr starke
Tradition lässt noch das ursprüngliche italienische
Projekt erkennen, wofür die Villa
d’Olmo bei Como ein schönes Beispiel darstellt.
Der englische Garten nimmt an diesen
Orten alle ausgeprägten Merkmale eines
romantischen Gartens an, verbunden mit
Ruinen, Pflanzen und der imposanten Landschaft der hohen Berge, die sich in das
dunkle Blau des Sees stürzen und dort verlieren.
Von Prälaten und Adeligen gewünschteVillen und Gärten, um das liebliche Klima dieses Sees zu genießen, dem man auch die
Erforschung des Nebeneinanders von alpiner
und mediterraner Flora verdankt:
Palmengewächse und Olivenbäume,
Erdbeerbäume und Koniferen. Aber nicht
nur: so gelangen Pflanzen aller Art aus den
entlegensten Erdteilen hierher, wie Sequoien aus Nordamerika, Rhododendren aus dem
Himalaja, Aurakarien und Glyzinien aus dem
Orient und noch zahlreiche andere.
Kurz und gut, die Botanik findet am
Comer See ihr Paradies, Pflanzen verschiedenster
Herkunft finden Aufnahme und
die Gärten sind ein besonders fruchtbares
Experimentierfeld für Stile, die man
anderswo nur schwer antrifft.
Um die Schönheit der Berge die sich im
Sees widerspiegeln vollends genießen zu
können, kann man Dank der vorhandenen
Touren und Berghütten Ausflüge unternehmen,
die es dem Wanderern erlauben,
dem Ruf der imposanten Natur zu folgen
und in sie einzutreten. Die Via die Monti
Lariani zum Beispiel ist eine Wanderung in
mittlerer Höhenlage, die den
Wasserwindungen des Comer Becken folgt
und die es dem Besucher erlaubt, ohne
große Mühe die Schönheiten zu genießen,
die sich vor seinen Augen dartun. Ein
anderes, und auf Grund der zahllosen
Steige und Saumpfade gut zugängliches
Gebiet ist jenes zwischen dem Comer und
dem Luganer See. Hier finden wir das Intelvi Tal: nicht nur auf Pfaden erreichbar,
sondern auch auf Fahrstraßen, die oft den
Läufen alter Straßen folgen. Tatsächlich
war dieses zur Schweiz hin offene Gebiet
schon immer von großer Bedeutung für
den Verkehr. Den Augen der Besucher
eröffnen sich atemberaubende Landschaften: von Lanzo aus kann man
bequem den Sighignola Gipfel ereichen, der
als “Balkon Italiens” bezeichnet wird. Vonhier aus kann das Auge über ein außerordentliches
Panorama auf den Luganer See
schweifen: von Capolago und Riva San
Vitale, die an einem Seearm liegen, nach
Porto Ceresio und Morcote an einem
anderen, sowie auf den Monte San Giorgio,
der die Wasserwindungen trennt. Lanzo
ist auch reich an anderen Attraktionen: ein
Moränen- Amphitheater mit an “Tiegeln”
und Kreuzen reichen Felsen, derenBedeutung noch nicht geklärt und somit geheimnisumwittert ist, und die Spuren
einer antiken mittelalterlichen Siedlung
sowie interessanter Kultorte. Hier finden
wir also eine perfekte Einbindung der Siedlungen in die ungestörte Natur.
Weiter im Norden öffnet sich jener Seearm,
den einige für den eigentlichen und dritten
halten, das Gebiet des Alto Lario. Der
Wasserspiegel kräuselt sich in diesem windigen
Gebiet und Begeisterte finden hier
ein wahres Surfer- und Seglerparadies. Hier
erreichen die Berge eine Höhe bis zu 2.000
m und ziehen Berg- und Kletterbegeisterte
an. Obwohl das Gebiet vor allem gebirgig
ist, öffnen sich Dank der geduldigen, jahrhundertlangen
Arbeit der Wildbäche, die
rastlos bedeutende Materialmengen angeschwemmt
haben, liebliche Ebenen, so zwischen
Dongo und Gravedona. Die alten
Großgletscher sind nicht mehr, und auch
die kleineren ziehen sich inzwischen definitiv
zurück, in der Höhen kann man jedoch
faszinierende Überraschungen wie die kleinen Seen von Darnego, Cavrig und Landù
finden.
Nachdem wir die Schönheiten der Provinz
durchstreift haben, wenden wir uns neuerlich
dem Zentrum zu und besuchen diesmal
den Hauptort: Como.
Von Anfang an haben wir auf das Alter der
Stadt aufmerksam gemacht, und wie diese
die Zeugnisse seiner reichen Vergangenheit harmonisch Schicht auf Schicht einfügt,
sodass sie aus Como eines der interessantesten
Zentren der Lombardei machen.Aus der Römischen Epoche haben wir
zum Beispiel die Reste der Stadtmauern
aus republikanischer Zeit, in den
Untergeschoßen des Technischen Instituts
die sichtbaren Reste des Prätorianertors und die Kalksteinsäulen in den
Säulengängen des Liceo Volta.
Aus dem Mittelalter stammen die majestätische
Porta Vittoria (1192), der Broletto
(1215) und die Kirche San Fedele aus dem
12. Jhdt. die jedoch im Laufe der Zeit stark
verändert wurde. Wahres Prunkstück ist
die romanische Basilika Sant’Abbondio aus
dem 11. Jhdt. charakterisiert durch zwei
Glockentürme seitlich am Hauptschiff.
Symbol der Stadt ist jedoch der imposante
Bau des Doms.
Seine Errichtung begann im Jahre 1396, wurde aber erst zwischen 1730 und 1770
mit der Kuppel von Filippo Juvarra abgeschlossen.
Das Innere bewahrt Kunstschätze
von Morazzone, Gudenzio Ferrari
und Luini.
Zwei weitere hochinteressante Gebäude in
Como sind Palazzo Giovio, Sitz des Museo
Civico, und der klassizistische Tempio
Voltiano, die Gedenkstätte des in dieser
Stadt geborenen Alessandro Volta.
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Villa Erba
Villa Erba, eine der berühmtesten Villen am
Comer See, entstand Ende des 19. Jhdts. durch
manieristische Inspiration und gliedert sich in
Portierlogenbereich, Herrschaftshaus,
Gästehäuser und Personalunterkünfte. Das
zweistöckige Gebäude ist mit Werken Angelo
Lorenzolis geschmückt, der sich Ornamente,
Stuckatur, Vergoldungen und Keramikböden
der Villa ausdachte und sich um den Einsatz
und die Wiederverwendung antiker Werke in
der Verschönerung der Räumlichkeiten,
besonderen der Wände und Decken
kümmerte. Die Fresken stammen von Ernesto
Fontana. Von großem Wert sind außerdem die
Wand- und Deckenfresken, die Johann
Christoph Storer zugeschrieben werden, der
im 17. Jhdt. in der Lombardei aktiv war. Nicht
zu vergessen sind sicher die Ornamente von
Angelo d’Andrea aus dem Umfeld der
Mailänder “Bell’Epoque”. Die Außenbereiche
der Villa sind übersäht mit dem
mythologischen und historischen Charakter
eines Mazzucchelli und seiner Werke. Im Laufe
der Zeit sind an der Villa zahlreiche
Änderungen vorgenommen worden, so auch
in der Verteilung der Säle und Räume, wir
weisen nur auf die Zeit zwischen den 20er
und 30er Jahren des 20. Jhdts. hin. Heute
wird die Villa als prestigereiches Ausstellungsund
Kongresszentrum genutzt.
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Parks, Naturreservate und Naturdenkmäler
DER SPINA VERDE PARK
Einstufung: Regionalpark, grüner
Stadtgürtel
Provinz: Como
Gemeinden: Como, San Fermo della
Battaglia, Drezzo, Cavallasca, Parè
Oberfläche: 1.179 ha
Höhe: 450 m
Höchste Erhebungen: Sasso Cavallasca
(660 m), Monte Croce (550 m), Monte Caprino
(490 m) und Monte Baradello (430 m).
Ein Park der sich wie ein Dorn eben in die
Stadt hinein erstreckt, ein kleines
Hügelgebiet an der Grenze I/CH, das keine
allzu hohen Gipfel aufweist, aber aus landschaftlicher
Sicht dennoch von Bedeutung
ist. Spina Verde erhebt sich zwischen der
Poebene und dem Comer Becken, und von
den 550 m des Monte Croce aus kann man
sich eines herrlichen Blicks auf den See, auf
die Stadt und die umliegende Ebene
erfreuen.
Das Gebiet ist ziemlich bewaldet: Kastanie,
Eiche, Birke und Robinie schenken einer
typisch voralpinen Fauna nterschlupf. Der
Park ist von archäologischem Interesse, mit
Zeugnissen, die von der Prähistorie (Quellenfassungen)
bis zum Neolithikum und der
Eisenzeit reichen. Die bedeutendsten Funde
sind Wohnstrukturen (Höhlenwohnungen
und die Siedlung von Pianvalle) und
Felsgravierungen. Auch die Golasecca-Kultur
und das Mittelalter sind stark vertreten:
Letzteres vor allem durch den Baradello Turm
(12. Jhdt.) und durch die Basiliken Sant’Abbondio
und San Carpoforo (11.Jhdt.).
NATURRESERVAT PIAN
DI SPAGNA-LAGO DI MEZZOLA
Einstufung: orientiertes Naturreservat
Provinzen: Como, Sondrio
Gemeinden: Gera Lario, Sorico, Dubino,Novate Mezzola, Verceia
Oberfläche: 1.586 ha
Höhe: 200 m
Dieses Reservat, eines der bedeutendsten
Feuchtbiotope des gesamten Alpenkamms,
befindet sich zwischen den Mündungen der
Flüsse Meda und Adda in einer ausgedehnten
alluvialen Ebene, welche die Seen von
Como und Mezzola trennt. Es handelt sich
dabei um ein Gebiet von bedeutendem
Interesse für die nistende und überwinternde
Vogelwelt, vor allem für Wasservögel oder solche,
deren Nistplatz an Schilf gebunden ist.
Pian di Spagna befindet sich an einem strategischen
Punkt am Alpenkamm und stellt so
einen zugänglichen Rastplatz für Zugvögel
dar. Viele Arten nisten im Schilf, der den
größten Teil des Reservats bedeckt: darunter
findet man Haubentaucher (Podiceps nigricollis),
Rothalstaucher (Podiceps grisegna),
Höckerschwan (Cygnus olor), Teichrohrsänger
(Acrocephalus scirpaceus), Binsenrohrsänger
(Acrocephalus arundinaceus) und die
Zwergdommel (Ixobrychus minutus), ein kleiner
Reiher. Andere Arten hingegen halten
nur für eine Rast während ihrer langen
Migration (z.B. die Eistaucher). Was die
Vogelwelt anbelangt ist es schlussendlich
wichtig an die bemerkenswerte Präsenz von
Raubvögeln, wie Rotfußfalke (Falco vespertinus)
oder Rotmilan (Milvus milvus) zu erinnern.
Interessante, an diese Umwelt gut angepasste
Säugetiere sind die Nutria (Myocastor
coypus) und die Schermaus (Arvicola terrestris).
NATURRESERVAT AM PIANO SEE
Einstufung: teilweise Naturschutzgebiet
Provinz: Como
Gemeinden: Bene Lario, Carlazzo
Verband von Gebirgsgemeinden: Alpi
Lepontine
Oberfläche: 176,35 ha
Höhe: 277 m
Das Reservat am Piano See befindet sich im
Val Menaggio, zwischen dem gleichnamigen
Ort des Lario und der Schweiz.
Der Piano See und der Luganer See liegen
in derselben ausgedehnten Senke, die
durch das Vorrücken der Gletscher aus
dem Valtellina im Quartär entstanden ist
und haben dementsprechend den gleichen
Ursprung.
Der Piano See bietet als einer der lombardischen
voralpinen Seen optimale biologische
Gegebenheiten und sein Fischreichtum
zeichnet sich vor allem durch hochwertige
Arten aus. Die Erdfauna weist hingegen die
gemeinen voralpinen Arten auf, aber die
Wiesen und Weiden um das Reservat
herum haben die Ansiedlung einer bemerkenswerten
Population von Rothirschen
(Cervus elaphus) und Rehen (Capreolus capreolus)
ermöglicht.
Die Vegetation im Reservat ist beträchtlich
und reicht von pflanzlichen Wasserbiotopen
mit Seerosen und Wassernüssen, zu
Schilfgürteln und Laubwäldern.
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