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Die Provinz Sondrio
In der Provinz Sondrio gibt es nur wenige
weit zurückreichende Spuren der
Menschen: man findet nur wenige
Anzeichen aus der späten Altsteinzeit (8. –
7. Jahrtausend v.Chr.) oder Gravierungen im
Gebiet Grosio, die auf die Mittel-
Jungsteinzeit (3. Jahrtausend v.Chr.) zurückgehen.
Sehr interessant sind die Inschriften
im Nord-Etrusker-Alphabet aus der
Eisenzeit, die man in Montagna und Tresivio sehen kann.
Das Valtellina (Veltlin) und die damit verbundenen
Täler werden relativ spät ins
Römische Reich eingegliedert, zur Zeit des
Kaisers Augustus, in einem Zeitraum zwischen
dem 16. und 15. Jhdt. v.Chr., als man
die Bewohner dieses Gebiets mit großer
Wahrscheinlichkeit als Vennonetes bezeichnet.
Türme und Festigungen zeugen hingegen
von den Eroberungen der Langobarden
und Franken.
Wie im Gebiet der Provinz von Como, ist
auch hier der romanische Stil der Meister Maestri Comacini sehr verbreitet: ein Stil, der
in den Tälern bis einschließlich des 14. Jhdts.
vorherrscht. Einige sprechen daher von
einem charakteristischen “Verzug” eines“Randgebietes” (im Vergleich zu Como), aber es handelt sich dabei um einen“Verzug”, der in Wirklichkeit innerhalb der
historischen Eigenarten der Region betrachtet
werden muss, die u.a. auch sehr besondere
Eigenschaften aufweist.
Unter Mailänder Vorherrschaft zwischen 1335 und 1512 wird das Gebiet zuerst von den
Visconti und anschließend von den Sforza
regiert, bis zum ausschlaggebenden Übergang
an Graubünden, ein Kanton der
Helvetischen Föderation. Ausschlaggebend,
weil sich diese Herrschaft durch ständige
Spannungen zwischen zwei Komponenten
auszeichnet, denen es nie gelingt, sich mit-einander zu vermischen. Mit der protestantischen
Reformation werden diese
Unterschiede noch deutlicher, stößt doch
das streng katholische Valtellina auf die überzeugt protestantischen Graubündner.
Die Gegenreformation ist voll im Gange als
sich 1622 die berühmte Begebenheit des so
genannten Sacro Macello ereignet, die politische
Gründe mit religiösen Spannungen
verbindet: die Bewohner des Valtellina
ermorden einige Hunderte Reformisten. In
dieser Zeit der Gegenreform werden auch
viele der zahlreichen Kirchen in den Tälern
erneuert und neue Barockkirchen errichtet,
die sich an den Stil von Morazzone oder den Mailänder Meistern inspirieren. Ein
Barockstil bei welchem der fest verwurzelte
katholische Glaube in den Tälern des Valtellina triumphiert. Nach einer Zeit der
Unabhängigkeit von Graubünden, ist es diesen
erneut bis 1639 unterlegen, bis Napoleon das Gebiet der Provinz erneut der
Lombardei angliedert. Anschließend
gelangt die Region unter österreichischer Herrschaft und die heutige Provinz Sondrio
wird Teil Lombardei-Venetiens, bis zur
Revolte 1848 und dem Einzug Garibaldis in das bereits befreite Valtellina im Jahre 1858.
Jetzt ist es an der Zeit, uns abschnittweisedieses bezaubernde Gebiet mit seiner ungestümen
Natur und reichen Geschichte
näher zu betrachten, und damit eingehend
die einzelnen Besonderheiten zu analysieren.
Das Gebiet Bassa Valtellina, d.h. das westlichste
Gebiet dieses weiten und langen Tals,
ist ein echten Paradies für Skisport und
Winteralpinismus. Zahlreiche Touren lassen
uns tief in dieses “Reich der Natur” eindringen,
das verhältnismäßig nah an
Mailand und der dicht bevölkerten Ebene
liegt. Eine sehr interessante Tour ist z.B.
jene auf dem so genannten Sentiero Roma durch das seitliche Valmasino: eine sehr gut
angelegte Tour in mehr als 2.000 m Höhe,
die über den ganzen Talschluss verläuft.
Verfolgt man den Weg durch das Valtellina
und die damit verbundenen Täler, muss
man unbedingt das Valmalenco erwähnen,
welches reich an Sehenswürdigkeiten für
den Ruhe liebenden ouristen ist. Diese reichen
von der reichen Mineraliensammlung
des Museo Etnografico-Naturalistico des
Valmalenco bis zu den zahlreichen
Ausflugsmöglichkeiten, die vom
Gemeindegebiet Chiesa in der Talmitte ausgehen,
wie z.B. zum Pizzo Giumellino und
Pizzo Cassandra, in die Val Sassersa oder
aber auch in Richtung Alpe Pirlo oder Alpe
Predaccio usw.
Dabei darf aber auf keinen Fall den
Naturpfad Piano dei Buoi vergessen, der von
der Comunità Montana Valtellina (Verband
der ebirgsgemeinden des Valtellina) aus
Sondrio angelegt wurde. Außerdem kann
man die unverfälschten Veltliner Gerichte
kosten: Pizzoccheri, Sciatt, Hirsch- und
Wildfleischgerichte und Weine, wie der
Grumello: diese typischen Produkte beleben
den Touristen nach dem Genuss der
lokalen Naturschönheiten.
Am besten erlebt man die so genannte Media
Valtellina mit der interessanten Tour
Pedemontana Orobica, die vom gut besuchten
Skisportzentrum Val di Tartano zur
Hauptstadt Sondrio geht. Im gesamten
Valtellina finden wir eine Reihe von
Gebäuden, vor allem religiöser Art, sowie
kleine Orte, die noch die Spuren ihrer
Vergangenheit in sich tragen. Z.B. muss
unbedingt die Kirche San Gregorio erwähnt
werden, auf die man sehr schnell stößt und
die ihre bedeutende religiöse Vergangenheit
bezeugt. Am Fluss, der für das Leben des
Tals eine so große Rolle spielt, war sie auch
ein bedeutender Knotenpunkt, an dem
Waren mit der Fähre von einem Flussufer
ans andere transportiert wurden. Ein anderes
Beispiel ist Forcola Sirta, mit seiner
Kirche und der enormen Kuppel, der größten
des Tals, oder auch der Ort Colorina: hier
beginnt ein Ausflug, der uns zu den bewundernswertenFresken aus dem 15. und 16.
Jhdt. in den Contrade Bocchetti und Rasega führt. Im folgen die Orte Fusine im
unberührten Val Madre und Cedrasco, in welchem
der zweite Teil der Pedemontana
Orobica beginnt. Hier stößt man auf kleine
Dörfer, die mit großem Einsatz ihre
Sehenswürdigkeiten mit den Spuren mittelalterlicher
Geschichte bewahren, Besonderheiten,
wie die so genannten Stue (holzverkleidete
Säle), die man z.B. in Albosaggia findet,
aber auch Weinberge, aus denen sehr
interessante Weine hervorgehen.
Die Panoramalage des Ortes Albosaggia bietet
den Genuss eines wunderschönen
Ausblicks auf die Hauptstadt Sondrio.
Sondrio liegt in einer Mulde, von Hängen
mit Weinbergen umgeben, im N die
Rhätischen Alpen, im S die Orobische
Gruppe. Zeugnisse aus der Prähistorie und
der Römerzeit sind eher selten, wie im
gesamten Tal, während man die effektive
Entwicklung dieses Gebiets den Langobarden
zu verdanken hat, daher auch der
Name: Sonder, der anschließend zu
Sondrium latinisiert. Die Ortschaft Mossini,
unter der Rupe Masegra (11. Jhdt.) ist die älteste
Ansiedlung; hier verlief die Antica Via
Valeria, die einzige Verbindungsstraße zwischen
Alta und Bassa Valtellina. Das heutige
Zentrum der Stadt ist Piazza Garibaldi, im
Stil der 19. Jhdt., umrahmt von einer wunderbaren
Szene von Palästen aus
Renaissance und Klassizismus, wie z.B. der
Palazzo Martinengo (16. Jhdt.); Paläste und
Gebäude, die auch die eindrucksvolle Piazza
Quadrivio umrahmen. Sehr interessant ist
das Museo Valtellinese di Storia e Arte im
Palazzo Sassi, mit historischen Zeugnissen
von der Prähistorie bis heute und die
Bibliothek der Villa Quadrio (1862), mit gut
sechzigtausend Bänden.
Nachdem man Sondrio hinter sich gelassen
hat, erreicht man Orte wie Montagna oder Tresivio, in denen man, wie bereits am
Anfang erwähnt, bedeutende Grabsteine in
Nordetrusker-Sprache gefunden hat, interessante
geschichtliche Zeugen, dank der
man die Bedeutung der kulturellen
Einflüsse der Etrusker, ihre geheimnisvolle
Sprache und gleichzeitig auch die Rätsel
ihrer Herkunft erkunden kann. einerseits
wurde Ponte di Valtellina seit der Römerzeit
frequentiert und hier finden wir auch eines
der wenigen Zeugnisse der errschaft Roms über dieses Tal: die Stele des Legionärs Gaio
Caninio Sissio. Das Land ist aber reich an
geschichtlichen und architektonischen
Zeugen, unter denen sich die Pfarrkirche SanMaurizio hervorhebt, die romanisch-gotischen
und Renaissance-Stil in einem kostbaren
Marmortor aus 15. Jhdt. vereint; die
kostbaren Fresken im angeschlossenen
Oratorium dürfen nicht vergessen werden:
sie sind wahrscheinlich ein Werk von Gaudenzio Ferrari. Zahlreiche Gebäude von
erheblicher Bedeutung blicken auf die
Straßen, nennenswert ist dabei ein Haus au
dem 15. Jhdt., das dank Laubengang und
Loggia noch schöner wirkt.
In der Vergangenheit war Teglio von großer
Namen: Tellina Vallis, das bereits im 6. Jhdt.
n.Chr. von Ennodio erwähnt wird. Dank
der besonders schönen Lage bietet Teglio dem Besucher ein herrliches Panorama und
birgt auch reiche Hinweise auf seine
Vergangenheit: im Palazzo Besta, Schmuckstück aus der Renaissance, ist ein
sehr interessantes Steinzeitmuseum untergebracht,
reich an Werken, die die Anwesenheit des Menschen im Tal unter
Beweis stellen, wie die bekannten Stele von
Caven III, “della Dea Madre” genannt.
Geschichte, Kunst und Architektur sind in
allen Orten des Tals vorzufinden. Dabei vergisst
man auf keinen Fall das Vergnügen, vor
allem den Sport; ein sehr bekannter“Wallfahrtsort” dieser Sportarten ist ohne
Zweifel eine andere Perle im Media
Valtellina: Aprica.
Aprica bietet seinen Besuchern ausgezeichnete
Aufstiegsanlagen, kilometerlange
Pisten für den Langlauf, eine Eislaufbahn,
eine Schwimmhalle und alles was sich ein
Sportbegeisterter nur wünschen kann. Das
Gebiet ist auch im Hinblick auf die Natur
von großem Interesse: in der Mulde von Pian di Gembro befindet sich eine Torfgrube, in der seltene Gewächse und Fleisch fressende
Pflanzen ihr natürliches Umfeld finden.
Kehrt man zum engen Verhältnis zwischen
den Bewohner des Valtellina und der
Religion zurück, muss man unbedingt von
einem der besonders bedeutenden Orte des
mittleren Tals sprechen, in welchem sich der
verehrte Marienwallfahrtsort Tirano befindet.
Außer dem Wallfahrtsort finden wir in
Tirano auch zahlreiche Spuren der
Vergangenheit: die Pfarrkirche San Martino
aus dem 13. Jhdt. sowie zahlreiche Paläste:
der Palazzo Marinoni, heute das Rathaus,
war früher ein Augustinerkloster, Palazzo
Quadrio Curzio (18. Jhdt.), Palazzo Merizzi
(18. Jhdt.), Palazzo Torelli und der gleichnamige
Turm aus dem 19. Jhdt., Palazzo Omodei (16. Jhdt.) sowie der bekannte
Palazzo Salis. Sehenswert sind auch die drei
Stadttore, die den bewohnten Bereich abschlossen; in der Vergangenheit reichte
die Stadt nicht wie später auf das andere Flussufer der Adda.
Die Ruinen des eindrucksvollen Turms, der Castellaccio genannt wird, zeugen hingegen
von den mittelalterlichen Festungen, die
unter der Herrschaft der Graubündner
geschliffen wurden.
Die Traditionen vergangener Zeiten werden
heute noch in einem der typischsten Orte
des Tals beibehalten: Grosio.
Jeden Sonntag und an Feiertagen tragen in
Grosio viele Frauen auch heute noch die
Trachten, die von einer Generation an die
andere weitergegeben werden. Dieser Ort
ist auch dank des so genannten Parco delle
Incisioni Rupestri bekannt, Felsgravierungen
von Menschen, die mit den Gemeinschaften des nahen Val Camonica in
Verbindung standen, dies in einer Zeit, die
auf das 2. Jahrtausend v.Chr. zurückgeht.
Diese Gravierungen zeigen eine so genannte “coppella”, eine halbrunde Mulde, deren
Bedeutung auch heute noch unbekannt ist.
Das Grosio -Tal ist auch dank der heutigen
typischen Bauernhäuser bekannt, die den
neuen Generationen die berlieferte
Lebensart dieses Tals zeigen.
Dringt man weiter vor, werden die Berge
höher, rücken immer enger zusammen und
sind Zeichen einer typischen Alpenwelt: so
haben wir die Gegend erreicht, die wir Alta
Valtellina nennen, deren bedeutendsten
Orte Bormio und Livigno sind; hier stoßen
wir auf eines der bedeutendsten
Naturschutzgebiete Italiens, den Parco
Nazionale dello Stelvio (Nationalpark Stilfser
Joch).
Das Alta Valtellina ist geradezu geschaffen,
um Gäste aufzunehmen; eine touristische
Berufung, die sich in den beiden bedeutendsten
Zentren des oberen Tals fokalisiert. Bormio bietet nicht nur einen einzigartigen
Naturrahmen, sondern zieht vor allem dank
der Thermen mit speziellem therapeutischen
Thermalwasser und den entsprechenden
Einrichtungen - Saunen, Bäder,
Physiotherapie usw. - an. Sie sind das richtige
für diejenigen, die Körper und Geist stärken
wollen.
Früher isoliert, empfängt Livigno heute die
Touristen mit offenen Armen und hat sich
demgemäß vollständig weiterentwickelt:
Schipisten und Langlaufloipen, Snow
Board-Pisten aber auch elegenheit zumäußerst günstigen Duty Free-Shopping.
Steuerprivilege als Folge einer Reihe von
Befreiungen und Unterstützungen, die
auch in der Vergangenheit von den verschiedenen
Regierungen gewährt wurden
um dem Tal zu helfen, das, wie bereits
erwähnt, bis in die 50er Jahre des vorigen
Jahrhunderts vollkommen isoliert war.
Wir kehren nach Westen zurück und
möchten über ein anderes, sehr bedeutendes
Tal der Provinz Sondrio sprechen,
das Valchiavenna. Zentrum des Tals ist Chiavenna, das einstige
Clavenna, ein Städtchen mit einer reichen
Altstadt, beginnend mit dem Palazzo Salis
alla Collegiata; eine Altstadt die mindestens
auf das 16. Jhdt. zurückgeht.
Interessant sind die landschaftlichen
Perspektiven, wie diejenige von der Strada
Trivulzia aus, mit einem reizvollen
Gesamtüberblick auf die malerischen
Häuser am Fluss Mera.
Charakteristisch für das Valchiavenna ist der
grüne Stein, der lapis viridis, wie ihn Plinius
wegen seiner besonderen Farbe nannte; dieser
Stein wurde sowohl für gemeine
Handwerksarbeiten als auch für
Kunstgegenstände, wie z.B. dasmittelalterliche
Baptisterium der Stadt Chiavenna verwendet.
Auch in diesem Tal wird die tiefe
Frömmigkeit der Bewohner zum Ausdruck
gebracht, wie z.B. beim Wallfahrtsort der
Beata Vergine di Gallivaggio; erneut kehren
wir dann zu Orten “profaner Pilgerreisen”
für Skisportler zurück, wie dem Gebiet von Campodolcino, bis zum bekanntesten
Fremdenverkehrsort im Tal: Madesimo.
In Madesimo werden Wintersport (50 km
Pisten) und Ausflüge in den übrigen
Jahreszeiten bis in 3.000 m Höhe geboten,
dies dank einer Seilbahn auf den Pizzo
Groppera und ins Val di Lei.
Kurz und gut, die Provinz Sondrio ist in seiner
Gesamtheit ein Gebiet, in dem die
Natur noch an erster Stelle steht, das gastfreundlich
seine Besucher empfängt und
gegen die falsche Idee einer überfüllten
Lombardei ankämpft, in der der Mensch
seine Umwelt gerade zu erstickt.
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Oenogastronomie im Valtellina
Die Produkte des Weinanbaus dieser Region
dürfen auf keinen Fall vergessen werden.
Denken wir nur etwa an die wertvolle
Weinproduktion, mit Marken, die sich dank
ihrer Qualität und Eigenart behaupten
konnten: Nebbiolo, Sassella, Grumello,
Inferno, Vagella, Sforzato, Namen, die
bereits sehr bekannt sind.
Man darf aber auch nicht Käsesorten wie
den Bitto vergessen, oder die berühmte
Bresaola Produktion (getrocknetes
Rindfleisch).
Von Qualität ist auch die Produktion der Äpfel. Die Apfelbäume bedecken zusammen
mit den Weinstöcken die sonnigen
Berghänge des Tals.
Kurz gesagt, ein Tal, das eine prächtige
Naturszene, historische Kostbarkeiten und
Vergnügungen bietet, ohne dabei die
Gaumenfreuden zu vergessen.
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Naturschutzgebiete und Naturdenkmäler
VALCHIAVENNA
NATURRESERVAT MARMITTE DEI
GIGANTI
Provinz: Sondrio
Verwaltung: Verband der Gebirgsgemeinden
Valchiavenna
Sitz: Via della Marmirola, 3 - 23022 Chiavenna
(SO). Tel.: 0343 33795
Oberfläche: 37,54 ha
Gründungsjahr: 1983
Etwas oberhalb des Siedlungsgebietes von
Chiavenna zeigt dieses Naturschutzgebiet
seine ganze morphologische Vielfalt, die
durch die ehemaligen Gletscher entstand.
Man findet abgerundete, d.h. normalerweise
konvexe Felsen vor, die an der Berg
zugewandten Seite durch den Gletscher
geschliffen und zum Tal hin rau sind. Diese
Felsen zeigen auch die typischen Schlieren,
die durch Felsmaterial entstanden sind, das
vom Gletscher den darunter liegenden
Felsen schleifend transportiert wurde.
Die “Marmitte dei giganti” bzw. die
Gletschergruben sind Höhlen von verschiedener
Größe und Form, die in die
glatten und abgerundeten Felsen gegraben
wurden. Diese Strukturen entstanden, dasich im Sommer durch das Schmelzen des
Eises an der Gletscheroberfläche Rinnsale
bildeten und das Wasser dieser Kanäle in
die Spalten floss (Öffnungen, die sich im Eis
aufgrund der Bewegungen des Gletscherstroms
bilden), um so das Felsbett, auf welchem der Gletscher verlief, zu erreichen.
An dieser Stelle erodiert das Wasser im
Laufe der Zeit nach unten und formt auf
diese Weise Gruben und Höhlen.
NATURDENKMAL:
ACQUA FRAGGIA WASSERFALL
Provinz: Sondrio
Gemeinde: Piuro
Oberfläche: 39,58 ha
Höhe: von 490 m bis 600 m
Gründungsjahr: 1984
Der Name stammt vom Begriff aqua fracta
oder besser gesagt “ein durch Wasserfälle
unterbrochener Bach” und beschreibt
einen Naturkomplex, der einen erheblichen
landschaftlichen Wert und geologisch
interessante Aspekte verbindet.
Dieser wunderschöne Wasserfall über zwei
Stufen entstand auf Grund einer Ausspülung
durch die Gletscher. In der
Vergangenheit gab es hier einen Gletscher,
der sich vom Valchiavenna talabwärts
bewegte und dabei dem Tal das charakteristische
U-Profil verlieh; in der
Zwischenzeit bewegte sich ein kleinerer
Gletscher vom Val Bregaglia abwärts,
erreichte dal Valchiavenna und grub ebenfalls
ein U-Profil aus, das aber weniger tief
war. Auf diese Weise entstand ein
Felsensprung zwischen der Talsohle des
Valchiavenna und dem Val Bregaglia, das
wie ein Hängetal erscheint. Der Wasserlauf,
der durch das Val Bregaglia fließt und sich
ins Valchiavenna stürzt, überwindet diese
Felsstufe über malerische Wasserfälle.
Es handelt sich aber auch um einen Ort
von besonderem Interesse im Hinblick
auf die Flora, denn wir stoßen auf eine
Farnart (Pteris cretica), die hier ihren nördlichsten
Standort Europas hat sowie auf
die seltene Grannenhirse (Oplismenus
undulatifolius) in den ungemähten Wiesen
am Wasserfall.
VALTELLINA
PARCO NAZIONALE
DELLO STELVIO/NATIONALPARK
STILFSER JOCH
Provinzen: Brescia, Bozen, Sondrio, Trient.
Verwaltung: Konsortium des Nationalparks
Stilfser Joch
Sitz: Via Roma, 26 23032 Bormio (SO). Tel.: 0342 910100
Oberfläche: 134.620 ha
Höhe: 640-3.905 m
Gründungsjahr: 24. April 1935
Dieser Park, der größte Naturpark der Alpen,
schließt das Ortles-Cevedale-Massiv und
seine Seitentäler ein und umfasst ein Gebiet
mit großen Höhenunterschieden, die von
600 m auf fast 4.000 m ansteigen. Der Park ist
reich an verschiedenen Flora- und FaunaÖkosystemen.
Eine besondere Eigenschaft
dieses Parks ist die Tatsache, dass hier die
natürliche Alpenwelt mit dem Menschen
und seinen Bedürfnissen zusammenlebt:
Gletscher, Hochweiden und Wälder stehen
in enger Verbindung mit Anbaugebieten,
Dörfern, Ortschaften und Skigebieten; oft
wird hier ein Abkommen zwischen Mensch
und Natur eingehalten, das seit Jahrhunderten
besteht, ab und zu stößt man
dabei jedoch auf Schwierigkeiten.
Der Nationalpark Stilfser Joch ist wegen seiner schönen Landschaft aber auch
wegen seiner mannigfaltigen Fauna bekannt.
Das Konsortium des Nationalparks
Stilfser Joch unterstützt Nachforschungen über das Vorkommen und die Verwaltung
der Hirsche innerhalb des Parks, arbeitet
zusammen mit anderen Organisationen am
Projekt zur Wiedereinführung des
Bartgeiers im Alpengebiet und am Life
Projekt für die Wiedereinführung der
Braunbären. Das Tierheim Scianno in
Isolaccia nimmt sich verletzter Wildtiere
und ausgesetzter Wildjungtiere an, die hier
gepflegt und anschließend erneut in ihre
natürliche Umwelt entlassen werden. Im
Botanischen Garten Rezia in Bormio finden
wir eine Sammlung jener Pflanzenarten,
die in diesem Gebiet heimisch sind.
PARK VON LIVIGNO
UND VALDIDENTRO
(der Park wurde noch nicht gegründet)
Provinz: Sondrio
Oberfläche: 17.793 ha
Höhe: 1.529-3.302 m
Der Park liegt im Herzen der Rhätischen
Alpen, zwischen Bernina und Stilfser Joch,
in engem Kontakt mit den
Naturschutzgebieten des Nationalparks
Stilfser Joch und des Schweizerischen
Nationalparks Engadin. Dieses typische
Alpengebiet bietet wilde und unverfälschte
Lebensräume mit einem überaus reichen
Tierbestand.
PARK DES BERNINA,
DISGRAZIA UND DER TÄLER
MASINO UND CODERA
(der Park wurde noch nicht gegründet)
Provinz: Sondrio
Oberfläche: 105.437 ha
Höhe: 1.000-4.050 m
Dieser Park umfasst die Rhätischen Alpen
der Lombardei und die höchsten Gipfel der
Zentralalpen in diesem Gebiet, wie der Piz
Bernina (4.050 m) und der Monte Disgrazia
(3.678 m); ein sehr weitläufiger Park, der sich
durch seine außergewöhnlich natürlichen
Umweltbedingungen hervorhebt, dank
derer er für den Schutz des reichen
Tierbestands geradezu ideal ist. Der Park
schließt das Val di Mello, das Val Masino
und das Val Codera ein, die nicht nur im
Hinblick auf die Landschaft besonders kostbar
sind, sondern auch traditionelle
Siedlungen aufweisen. Diese Orte eignen
sich in besonderem Maße für alle
Tätigkeiten, die in engem Kontakt mit der
Natur stehen, von den Wanderungen zum
Alpinismus, zum Klettersport (Val di Mello
ist ein berühmtes “Free Climber Paradies”)
oder einfach zum Erholen.
NATURRESERVAT
PIRAMIDI VON POSTALESIO
Provinz: Sondrio
Sitz: im Rathaus – 23010 Postalesio (SO). Tel.:
0342 563370
Oberfläche: 6,18 ha
Gründungsjahr: 1984
Dieses Naturschutzgebiet zeichnet sich
durch Erd-Pyramiden aus, die mehr als 10 m
hoch sind und auf deren Spitzen große
Felsbrocken aufliegen.
Diese Pyramiden entstanden durch die
Arbeit des Wassers, das die weniger kompakte Erde erodierte, auf der ursprünglich
der Felsbrocken lag. Im Laufe der
Jahrhunderte wird diese Aktion fortgeführt,
aber der harte und kompakte Felsbrocken
widersteht der Erosion und bildet einen
Schutz gegen den Abtransport des Materials,
das sich unter dem Felsen befindet.
NATURSCHUTZGEBIET
PIAN GRAMBO
Provinz: Sondrio
Verwaltung: Comunità Montana Valtellina
(Verband der Gebirgsgemeinden Valtellina) in Tirano
Sitz: Via Pedrotti, 24 23037 Tirano (SO).
Tel.: 0342 708511
Fläche: 126,5 ha
Höhe: 1.350 m
Gründungsjahr: 1988
Dieses Naturschutzgebiet wurde dank der
Torfgruben realisiert, die, da sie den nordischen
Torfgruben ähneln, von besonderem
Interesse sind.
Die Ähnlichkeit mit den nordischen
Torfgruben besteht dank der Hügel, die
mit Sphagnum abgedeckt sind: es handelt
sich hier um Torfmoos, das in der Nähe
von Wasserspiegeln gedeiht und durch
seine progressive Ausbreitung, die Fläche
des Wasserspiegels reduziert. Diese extrem
langlebigen Torfmoose sind der Ursprung
dieser Torfgruben.
NATURSCHUTZGEBIET PALUACCIO DI
OGA
Provinz: Sondrio
Verwaltung: Verband der Gebirgsgemeinden
Alta Valtellina.
Sitz: Via Roma, 1 23032 Bormio (SO). Tel.: 0342
912311
Fläche: 30,38 ha
Gründungsjahr: 30. November 1983
Dieses Naturschutzgebiet wurde dank der
Torfgruben realisiert, die ein besonderes
und sehr seltenes Habitat in Italien darstellen.
Obwohl diese Gegend im Laufe der Zeit
durch den Menschen erhebliche Veränderungen
erleben musste, gedeihen hier
sehr interessante Pflanzenarten, wie
Mehlprimeln (Primula farinosa), Andromeda
(Andromeda polifolia), rundblättriger
Sonnentau (Drosera rotundifolia) und
Wollgras (Eriophorum vaginatum).
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